| Ist Gott allmächtig?(17.06.2010) „Kann Gott einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht
heben kann?“
Diese Frage wird gern von Zweiflern gestellt, die sich für besonders schlau halten, denn wie die Antwort auch ausfällt: Gott ist in jedem Fall nicht allmächtig. Entweder kann er einen solchen Stein nicht schaffen oder ihn nicht heben. Und in beiden Fällen stößt er damit an seine Grenzen.
Solche Fragen lassen sich variieren, in dem man sich widersprüchliche und paradoxe Sachverhalte ausdenkt. So könnte man fragen, ob Gott eine würfelförmige Kugel, einen wahren Irrtum oder etwas Ähnliches, in sich Widersprüchliches, schaffen könne.
Wenn solche Fragen auch unsinnig erscheinen, gibt es doch eine Reihe von Fragen, die das, wenigstens auf den ersten Blick, nicht sind.
So ist die Allwissenheit Gottes eine Folge seiner Allmacht. Wenn Gott tatsächlich alles weiß, würde dies bedeuten, dass ihm auch alles, was in der Zukunft geschieht, bis in die letzte Einzelheit bekannt ist, was zur Folge hätte, dass bereits alles feststeht, weshalb es keinerlei Handlungsspielraum mehr gäbe.
Der Mensch hätte demnach keine Willens- und Entscheidungsfreiheit.
(Das würde dann allerdings auch für Gott gelten.)
Wenn der Mensch aber doch frei entscheiden kann, dann hätte Gott einen Teil seiner Allmacht an den Menschen abgetreten, weshalb er nur noch auf das Verhalten der Menschen reagieren könnte. Dann wäre die Zukunft wieder offen und Gott hinsichtlich der Zukunft nicht allwissend.
Beim Lesen der Bibel, lassen sich viele „Widersprüche“ dieser und anderer Art finden, auf die sich die Zweifler und Gottesleugner regelmäßig beziehen.
Bekannt ist die Frage, woher Kain seine Frau nahm und woher die anderen Menschen kommen, die in der Geschichte von Kain und Abel, in 1. Mose 4, erwähnt werden. Als Kinder von Adam und Eva, als dem ersten Menschenpaar, werden in der Bibel nur Kain und Abel genannt.
Am bekanntesten ist der „Widerspruch“, der sich aus den in der Welt anzutreffenden Nöten ergibt, die es nicht geben dürfte, wenn Gott gut und allmächtig ist. Da es trotzdem Not und Elend gibt, ist Gott entweder nicht allmächtig oder nicht gut (sofern es ihn überhaupt gibt).
Wenn ich die „Widersprüche“ betrachte, komme ich zu dem Schluss, dass alle diese Fragen falsch gestellt sind, weshalb auch die Antworten falsch sind.
Hier werden menschliche Vorstellungen und Erkenntnisse auf Gott übertragen, mit denen man der Realität Gottes in keiner Weise gerecht werden kann, weil diese unser logisches Verstehen und das, was wir in dieser Welt erfahren und lernen können, unendlich übersteigt.
Warum, will ich hier näher begründen:
Zuerst wäre zu fragen, wer überhaupt gemeint ist, wenn von Gott die Rede ist. Geht es dabei überhaupt um den lebendigen Gott, der sich in der Bibel offenbart? Geht es nicht vielmehr um den Gott der Philosophen? Und hier ist der Begriff „Gott“ sehr schillernd und vieldeutig, wobei es die unterschiedlichsten Vorstellungen gibt:
So den Gott als Teil des Kosmos, Gott, der sich im Kosmos verwirklicht,
Gott als geistiges oder auch unbelebtes Prinzip in oder hinter der Welt,
Gott als Wesen das sich unsichtbar in den natürlichen Abläufen versteckt,
Gott, als Urheber der Schöpfung, der sich nach der Schöpfung zurückgezogen hat,
Gott, als jemand, der dann und wann von außen steuernd eingreift und was es da so mehr an Vorstellungen gibt.
Die Fragen hinsichtlich der Allmacht Gottes werden zumeist von Menschen gestellt, die dem biblisch fundierten christlichen Glauben fern stehen und einem mehr diffusen Gottesbegriff, nach dem Motto „Seid umschlungen Millionen, Brüder überm Sternenzelt, muss ein lieber Vater wohnen“, zugetan sind.
Es geht dabei um einen Gott der letztlich unbekannt bleibt, weshalb man sogenannte „Gottesbeweise“ entwickelt hat, an denen man sich orientiert, wenn nach Gottes Allmacht und Allwissenheit gefragt wird.
Da gibt es den ontologischen Gottesbeweis, wonach die Tatsache, dass man sich einen Gott überhaupt vorstellen kann, für die Existenz Gottes spricht.
Der Kosmologische Gottesbeweis schließt aus der Existenz der Welt auf Gott, als die letzte Ursache aller Ursachen.
Beim Teleologischen (nicht theologischen) Gottesbeweis wird aus der Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit aller Abläufe in der Welt auf Gott geschlossen.
Der Ethnologische Gottesbeweis hebt darauf ab, dass alle Völker eine Gottesvorstellung haben.
Der Pragmatische Gottesbeweis gründet darauf, dass der Glaube an Gott zu Optimismus und Tatkraft führe.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Versuche, Gott zu beweisen, die sich aus menschlichen Sehnsüchten oder den Normen sittlichen Verhalten ableiten lassen.
Alle diese „Gottesbeweise“ haben etwas für sich und können sich stützend auf den Glauben auswirken. Sie zeigen zudem, dass Gott den Menschen eine Ahnung und ein Fragen nach IHM ins Herz gelegt hat und dass es ein „Urwissen“ von Gott gibt.
Es geht dabei aber immer nur um philosophische Fragen, bei denen ganz allgemein auf einen Gott, als einem „höheren und übergeordneten Etwas“ abgehoben wird.
Verwundern muss allerdings, dass auch christliche Denker solche Überlegungen angestellt haben, nachdem Gott in Jesus Christus Mensch wurde und Jesus von sich sagt: „Wer mich sieht, sieht den Vater“, also Gott.
Allerdings ist Jesus Christus „nur“, die für uns „bekömmliche Ausgabe“ von Gott. Die dem Menschen zugewandte Seite Gottes. Im Übrigen bleibt Gott weiterhin verborgen und unbegreiflich, und das kann wiederum zu Fragen führen.
Wenn wir etwas über diesen real existierenden Gott, sein Wesen, seine Allmacht und Allwissenheit erfahren wollen, können wir uns nur an Seinem Wort, der Bibel, orientieren, in der sich Gott selbst, aus freien Stücken, (nur) soweit offenbart hat, wie ER es als für uns notwendig angesehen hat. Dabei werden wir feststellen, dass die Bibel auf die eingangs aufgeführten „logischen“ Fragen und „Widersprüche“ in keiner Weise eingeht.
Für die Bibel ist die Existenz Gottes, seine Allmacht und Allwissenheit, so
selbstverständlich, dass keine Notwendigkeit gesehen wird, das noch näher zu begründen.
Den Schreibern der Bibel, die auch logisch denken konnten, müssen die „Widersprüche“, die hier angeführt wurden, auch aufgefallen sein, was diese aber nicht daran gehindert hat, das ihnen offenbarte Wort Gottes so niederzuschreiben, wie es uns bis heute überliefert ist.
Alle Sprache ist, bis heute, zudem sehr bildhaft, gleichnishaft und abstrakt, weshalb sich bei wortwörtlichem Verstehen, auch in unseren heutigen Texten, jede Menge „Widersprüche“ finden lassen, die uns nur deshalb nicht auffallen, weil sehr vieles als allgemein bekannt vorausgesetzt wird weshalb jeder weiß, wie eine Aussage zu verstehen ist.
So wird niemand aus der Aussage „dass ein Gewitter im Anzug ist“, schließen, dass sich im Jackett und in der Hose eines Anzuges ein Gewitter befindet.
Beim Lesen der Bibel sollte deshalb auch das Sprachverständnis der biblischen Schreiber bedacht werden, das nicht unbedingt in allen Punkten mit dem unseren übereinstimmen muss. Vieles was für die damaligen Hörer völlig klar war und überhaupt zu keinen Fragen Anlass gab, muss es für uns heute nicht sein.
Dass die Bibel in einem anderen kulturellen Umfeld entstanden ist, spricht nicht gegen die Wahrheit und Verbindlichkeit und damit die Irrtumslosigkeit, des vom Geist Gottes eingehauchten Wortes.
Beim Lesen der Bibel zeigt sich zudem, dass das Wort Gottes in eine völlig andere Richtung zielt, als es unsere vordergründige menschliche Logik erwartet. Es geht um das Handeln Gottes. Alles Geschehen und alles was gesagt wird, ist auf Gott bezogen und wird aus der Sicht Gottes beurteilt wobei gesagt wird, was dies jeweils für die Menschen bedeutet.
Die Bibel ist damit kein „Sachbuch“ im herkömmlichen Sinne, das uns in alle Zusammenhänge einweiht, die Gegenstand menschlicher Forschung sind, sondern ein Liebesbrief Gottes an uns Menschen, in dem uns eine sichere Grundlage für unser Leben und unseren Glauben gegeben wird.
Kurz und knapp, dabei aber ungemein aussagekräftig, beschränkt sich die Bibel auf das für uns Wesentliche und Notwendige. Dabei wird zur Umkehr zu Gott gerufen, damit wir das ewige Leben erlangen. Gleichzeitig wird aufgezeigt, welche Folgen menschliche Selbstherrlichkeit und der Ungehorsam gegenüber Gott haben.
Es geht um unser persönliches Verhältnis zu Gott, wobei uns der Geist Gottes, in alle Wahrheit leitet, das Wort Gottes aufschließt und Gewissheiten gibt, die auf andere Weise nicht zu erlangen sind.
Dem liegt kein Automatismus zugrunde, bei dem wir auf jede, noch so banale Frage, eine maßgeschneiderte Antwort bekommen. Was wir, früher oder später, erhalten, sind Fingerzeige, die uns eine eigene Entscheidung ermöglichen, bei der wir gewiss werden, dass es die in diesem Fall Richtige ist.
Ich will nun mal versuchen Antworten auf die Fragen zu finden, die sich hinsichtlich der Allmacht und Allwissenheit Gottes stellen.
Dabei soll zuerst folgende Aussage in den Vordergrund gerückt werden:
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis* machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! *d.h. Abbild
2. Mose 20 Verse 4 und 5
Das ursprüngliche 2. Gebot untersagt nicht nur die Herstellung von Götzenbildern, sondern auch Bilder von Gott und seiner unsichtbaren Wirklichkeit anzufertigen. Ich denke, dass dies nicht nur für materielle Bilder, zum Anfassen, gilt.
Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass unsere Vorstellungen von Gott, ganz zwangsläufig, immer nur falsch sein können und wir dadurch in Gefahr sind, anstelle des unbegreiflichen, unerforschlichen und ewigen Gottes, ein Abbild anzubeten, das nicht dem Gott entspricht, der sich in der Bibel offenbart.
Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.
1. Mose 17, 1
Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde.
2. Mose 3, 14
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.
Psalm 90, 4
Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.
Jesaja 44, 6
Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.
Hiob 42, 2
Denn wenn er spricht, so geschieht's; wenn er gebietet, so steht's da.
Psalm 33, 9
Alles, was er will, das tut er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen;
Psalm 135, 6
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Psalm 139, Verse 7 - 8
Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?
1. Könige 8, 27
Ach, Herr HERR, siehe, du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgereckten Arm, und es ist kein Ding vor dir unmöglich;
Jeremia 32, 17
Aber nun hast du das noch für zu wenig gehalten, Herr HERR, und hast dem Hause deines Knechtes sogar für die ferne Zukunft Zusagen gegeben, und das nach Menschenweise, Herr HERR!
2. Samuel, 7, 19
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest.
Psalm 139, Verse 2 und 3
Die Bibel ist voll von Aussagen über Gott, aus denen wir auf seine Allgegenwart, die an keine zeitlichen oder räumlichen Grenzen gebunden ist, auf seine Allmacht und Allwissenheit schließen können. Dabei werden wir keine Antworten auf Fragen intellektueller Neugier finden.
Solche Fragen werden in der Bibel überhaupt nicht behandelt. Demnach sind sie bedeutungslos bzw. irrelevant. Sie ergeben keinen Sinn, weil sie an der Wirklichkeit Gottes vorbeigehen. Genauso könnte man fragen, welche Menge Licht in einem Schuhkarton verpackt werden kann.
Der Gott, der sich in der Bibel offenbart, ist so einmalig und unvorstellbar anders, dass ER sich fundamental von allen menschlichen Gottesvorstellungen, einschließlich den Gottheiten anderer Religionen abhebt, so dass die Fragen der Zweifler, nicht nur albern, sondern fast schon eine Beleidigung Gottes sind, dem man damit die Rolle eines „Zirkusclown“ oder Taschenspielers zuweisen möchte.
Ich meine, dass wir uns mit dem zufrieden geben sollten, was uns die Bibel über Gott offenbart und dass es etwas mit Freiheit und offenen Gestaltungsmöglichkeiten zu tun hat, wenn vieles offen gelassen wird, was wir allerdings nicht dazu missbrauchen sollten, „Widersprüche“ zu konstruieren, um Gott und sein Wort in Zweifel zu ziehen.
Auf all diese „klugen“ Einwände kann man nur mit einem Schriftwort antworten:
Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): "Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.«…damit, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22-23): »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!"
1. Korinther 1, Verse 19 und 31
Die entscheidende Frage, von der alles abhängt und die jeden Menschen bewegen sollte ist die, wie ich vor Gott bestehen kann und das ewige Leben erlange und nicht, welche Art von Steinen Gott heben kann.
Jörgen Bauer
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